Régis Werlé über die Streaming-Vorlieben der Deutschen: Amerikanische Produktion werden bevorzugt

Deutsche Zuschauer ziehen amerikanische Produktionen denen aus dem eigenen Land vor. Diese Präferenz spiegelt sich nicht nur in der Beliebtheit und der Einschaltquote wider, sondern auch in der Struktur der Streaming-Kataloge. Die Gründe für dieses Phänomen sind vielfältig und reichen von der Qualität der Produktion bis hin zur kulturellen Anziehungskraft, die amerikanische Inhalte weltweit ausüben.

Globale Dominanz der amerikanischen Film- und Serienindustrie

Die amerikanische Unterhaltungsindustrie hat über Jahrzehnte eine Dominanz aufgebaut, die es ihr ermöglicht, weltweit erfolgreich zu sein. Durch große Budgets, hochkarätige Schauspieler und spektakuläre Effekte bieten amerikanische Filme und Serien ein Erlebnis, das oft seinesgleichen sucht. Blockbuster und hochwertige TV-Produktionen, die international laufen, sind ein Markenzeichen der US-Industrie. Diese Produktionen sprechen dabei nicht nur das heimische Publikum an, sondern finden auch global viel Anklang.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die universelle Anziehungskraft vieler amerikanischer Geschichten. Themen wie Freiheit, Individualismus und der „American Dream“ sind global verständlich und werden oft in einer Weise dargestellt, die ein breites Publikum anspricht. Die kulturelle Soft Power, die durch Hollywood verbreitet wird, hat es geschafft, amerikanische Werte und Ideale weltweit zu verankern. Diese Faktoren tragen dazu bei, dass auch deutsche Zuschauer lieber zu amerikanischen Produktionen greifen.

Qualitative Unterschiede und Produktionsstandards

Die hohen Produktionsstandards in den USA sind ein weiterer Grund, warum deutsche Zuschauer amerikanische Produktionen bevorzugen. Amerikanische Serien und Filme werden oft mit einem immensen finanziellen Aufwand produziert, der sich in der Qualität bemerkbar macht. Detailverliebte Sets, hochauflösende Kameratechnik und aufwändige Special Effects sind dabei nur einige der Aspekte, die amerikanische Produktionen auszeichnen. Im Vergleich dazu wirken deutsche Produktionen oft kleiner, sowohl in Bezug auf das Budget als auch in der Ausführung. Das führt dazu, dass deutsche Produktionen – obwohl sie möglicherweise inhaltlich überzeugend sind – oft nicht mit der visuellen und technischen Brillanz amerikanischer Serien und Filme mithalten können.

Narrative Komplexität und Vielschichtigkeit

Viele amerikanische Serien zeichnen sich durch vielschichtige Handlungsstränge, tiefgründige Charakterentwicklungen und unvorhersehbare Wendungen aus. Serien wie „Game of Thrones“ oder „Breaking Bad“ haben das Publikum durch ihre komplexen Erzählstrukturen und ihre moralischen Dilemmata gefesselt. Solche Serien schaffen es, die Zuschauer emotional zu involvieren und langfristig an sich zu binden. Im Vergleich dazu wirken viele deutsche Serien oft vorhersehbar und weniger mutig in ihrer Themenwahl und Ausführung.

Lokale Produktionen und ihre Herausforderungen

Trotz der globalen Begeisterung für amerikanische Produktionen gibt es natürlich auch erfolgreiche deutsche Serien und Filme. Produktionen wie „Babylon Berlin“ oder „Dark“ haben es geschafft, international Beachtung zu finden und auch in Deutschland erfolgreich zu sein. Diese Ausnahmen bestätigen jedoch eher die Regel, dass deutsche Produktionen es schwer haben, sich im globalen Wettbewerb zu behaupten.

Ein wesentlicher Grund dafür ist die unterschiedliche Erwartungshaltung des Publikums. Während amerikanische Produktionen oft auf eine breite Zielgruppe abzielen und universelle Themen behandeln, sind deutsche Produktionen häufig lokal verankert und spiegeln spezifisch deutsche Themen und Probleme wider. Das kann dazu führen, dass sie international weniger erfolgreich sind, da sie ein weniger universelles Publikum ansprechen.

Doch auch die sprachliche Barriere darf nicht vergessen werden. Während amerikanische Produktionen meist in Englisch gedreht werden und damit weltweit zugänglich sind, bleiben deutsche Produktionen oft auf den deutschsprachigen Raum beschränkt. Zwar gibt es Untertitel und Synchronisationen, doch die Originalsprache spielt nach wie vor eine entscheidende Rolle für die Wahrnehmung und den Erfolg einer Serie oder eines Films.

Streaming-Dienste und die Rolle des Algorithmus

Mit dem Aufstieg der Streaming-Dienste hat sich das Konsumverhalten der Zuschauer stark verändert. Algorithmen, die auf Basis von Nutzerpräferenzen Empfehlungen aussprechen, haben einen großen Einfluss darauf, welche Inhalte konsumiert werden. Amerikanische Produktionen haben hier oft einen Vorteil, da sie aufgrund ihrer hohen Produktionsqualität und ihrer internationalen Bekanntheit häufiger empfohlen werden. Das führt zu einer Art Teufelskreis: Je mehr amerikanische Produktionen geschaut werden, desto mehr werden sie auch empfohlen, während lokale Produktionen im Schatten dieser Empfehlungen oft untergehen.

Die Auswirkungen auf die deutsche Film- und Serienindustrie

Die Vorliebe für amerikanische Produktionen hat deutliche Auswirkungen auf die deutsche Film- und Serienindustrie. Es wird immer schwieriger, qualitativ hochwertige und gleichzeitig kommerziell erfolgreiche Produktionen auf die Beine zu stellen, die sowohl das deutsche Publikum als auch internationale Zuschauer ansprechen. Gleichzeitig zeigt sich, dass es in anderen europäischen Ländern durchaus gelingt, lokale Produktionen erfolgreich zu vermarkten. Länder wie Polen oder Spanien schaffen es, trotz eines vergleichsweise kleinen Anteils an lokalen Produktionen in den Streaming-Katalogen, einen hohen Anteil der Nutzungszeit auf ihre eigenen Inhalte zu ziehen. Dies deutet darauf hin, dass es nicht nur eine Frage des Budgets oder der Produktionstechnologie ist, sondern auch davon abhängt, wie gut es gelingt, die lokale Kultur und Identität in die Produktionen einzubinden und diese authentisch zu erzählen.

Régis Werlé über die Bedeutung des Jugendschutzes im Video-Streaming

Das Video-Streaming hat in den letzten Jahren einen festen Platz im Alltag von Kindern und Jugendlichen eingenommen. Durch Geräte wie Smartphones, Tablets und Smart-TVs ist der Zugang zu einer Vielzahl von Filmen und Serien einfacher denn je. Diese Vielfalt bringt jedoch auch Risiken mit sich, insbesondere für junge Zuschauer, weshalb der Jugendschutz in diesem Bereich unerlässlich ist.

Warum Jugendschutz notwendig ist

Jugendschutzmaßnahmen sind wichtig, um Kinder und Jugendliche vor Inhalten zu schützen, die ihre Entwicklung beeinträchtigen oder ihnen schaden könnten. Dazu zählen vor allem gewalthaltige, sexualisierte oder anderweitig verstörende Inhalte. Der Konsum solcher Inhalte kann bei jungen Menschen zu Angstzuständen, aggressivem Verhalten und langfristigen psychischen Problemen führen. Da Kinder und Jugendliche in verschiedenen Entwicklungsphasen unterschiedlich auf Medieninhalte reagieren, sind präzise Alterskennzeichnungen von großer Bedeutung.

Schutzbedürfnisse verschiedener Altersgruppen

Kinder unter 3 Jahren: Kinder in diesem Alter sollten grundsätzlich keinen Zugang zu Fernsehern oder Streaming-Diensten haben, da schnelle Bildwechsel und laute Geräusche sie überfordern können. Altersgerechte DVDs oder kurze, gemeinsam mit den Eltern angesehene Inhalte sind besser geeignet.

Kinder zwischen 3 und 6 Jahren: Diese Altersgruppe ist besonders neugierig und leicht beeinflussbar. Eltern sollten darauf achten, dass die Inhalte pädagogisch wertvoll und altersgerecht sind. Viele Streaming-Dienste bieten spezielle Kinderprofile, die ausschließlich kinderfreundliche Inhalte anzeigen.

Kinder zwischen 7 und 12 Jahren: Kinder in diesem Alter sind oft technisch versiert und können Jugendschutzmaßnahmen umgehen. Daher ist es wichtig, dass Eltern die Mediennutzung aktiv begleiten und klare Regeln aufstellen. Gewalt- und sexualisierte Inhalte sind für diese Altersgruppe besonders problematisch.

Jugendliche ab 13 Jahren: Obwohl Jugendliche reifer sind, können sie durch verstörende Inhalte wie Gewalt- oder Horrorfilme negativ beeinflusst werden. Eltern sollten weiterhin die Mediennutzung überwachen und Gespräche über die gesehenen Inhalte führen.

Problematische Inhalte

Gewalt und Horror: Gewaltinhalte können Angstzustände und aggressive Verhaltensweisen bei Kindern und Jugendlichen auslösen. Häufiger Konsum solcher Inhalte kann das Aggressionspotenzial erhöhen, besonders wenn zusätzliche Risikofaktoren wie familiäre Probleme vorhanden sind.

Sexualisierte Darstellungen: Inhalte mit sexualisierten Darstellungen können die sexuelle Entwicklung und das Körperbild von Jugendlichen negativ beeinflussen, besonders wenn sie ohne den Kontext einer gesunden und respektvollen Beziehung gezeigt werden.

Maßnahmen zum Jugendschutz

Technische Maßnahmen: Technische Schutzmaßnahmen wie PIN-Codes oder kinderfreundliche Profile sind ein erster Schritt, um zu verhindern, dass Kinder und Jugendliche ungeeignete Inhalte sehen.

Alterskennzeichnungen: Gesetzlich vorgeschriebene Alterskennzeichnungen helfen Eltern und pädagogischen Fachkräften, Inhalte besser einzuschätzen. Anbieter müssen Filme und Serien vor dem Abspielen entsprechend kennzeichnen.

Sonderregelungen: Streaming-Anbieter können Zeitbeschränkungen umgehen, wenn sie technische Maßnahmen einsetzen, die den Zugang zu ungeeigneten Inhalten erheblich erschweren. Dies kann durch spezielle Jugendschutzprogramme erfolgen, die Alterskennzeichnungen auslesen und entsprechende Inhalte blockieren. Eine klare Trennung von kinderfreundlichen und jugendgefährdenden Inhalten innerhalb der Plattform trägt ebenfalls zur Erfüllung der Jugendschutzanforderungen bei.